Schweiz - Bern

Bern
Text: Joyce Frey
Reisezeit: Mai 2006

Schweiz - Bern

 

 

Das Bundeshaus

 
 

Am frühen Morgen stapfte ich bei klirrender Kälte, heftigem Regenguss und in der Finsternis zum Bahnhof in Appenzell. Ich war ziemlich frühlingshaft bekleidet, in der Hoffnung das Wetter würde besser werden.
Als die Appenzellerbahn in Urnäsch ankam, fielen sogar vereinzelte Schneeflocken.

In Gossau stieg ich um und konnte von dort direkt nach Bern fahren. Die Reise dauerte drei Stunden.

Es war überhaupt nicht wärmer geworden: Auch Bern musste sich mit 6 Grad begnügen. Aber tapfer unternahm ich mein Vorhaben: Ich wollte die Stadt besichtigen.



Schnell fand ich das Bundeshaus, das im florentinischen Renaissance-Stil gebaut worden war, wo der Sitz der Regierung ist.

Statt der Wasserfontänen, die aus vierundzwanzig Löchern sprudeln und jede von ihnen einen Kanton darstellen sollten, herrschte auf dem Platz vor dem Bundeshaus reges Markttreiben.
Das war gemütlich und schön anzusehen.

Der Bundesplatz mit seinem 24 Fontainen

Das Bundeshaus selber stand hinter Baugerüsten "versteckt".

Ich wanderte zum Münster ein prächtiges Gebäude. Dann schlenderte ich die Strasse weiter. Einerseits freute es mich, immer unter Arkaden spazieren zu können, denn dort wurde man nicht nass.
Andererseits lohnte es, sich gelegentlich auf die Strasse in den Regen zu begeben um die wunderschönen Gebäude und Brunnen
" es soll über hundert Stück in der ganzen Stadt geben zu bestaunen, die mitten auf den Strasse stehen. Unter den Arkaden, die insgesamt sechs Kilometer umfassen und damit die längste überdeckte Einkaufspromenade Europa sein sollen, steht ein Laden neben dem anderen.

Für jeden Geschmack und jedes Budget ist etwas zu finden.
 

Der Münster

Schliesslich erreichte ich am Ende der Junkergasse die Nydeggbrücke und ging darüber.

Unter mir polterte die Aare: Der Fluss, der normalerweise ruhig fliesst und klar ist, tobte nun nach heftigen Regenfällen mit braunem Wasser hinunter.

Der Wunsch, schöne Bilder zu machen, fiel buchstäblich ins Wasser. Alles sah trostlos aus.

 

Der reissende Fluss: die Aare

Doch meine Stimmung besserte sich schlagartig, als ich merkte, nahe beim Bärengraben zu sein. Es hatte inzwischen aufgehört zu regnen; aber kalt und finster blieb es trotzdem.

Die Bären im tiefer Graben schienen sich nichts aus dem Wetter zu machen. Sie gingen gemächlich hin und her und erhofften sich gutes Fressen, welches die Touristenscharen hinunterwarfen.
Auch einige Vögel genossen die Gaben. Sie hatten keine Angst vor den Bären und liessen es sich gut gehen.

Neben dem Graben, der meines Erachtens viel zu wenig Platz für die Bären bietet, steht eine Touristeninformation. Dort holte ich mir einige Unterlagen und einen Stadtplan. Ich packte alles ein und ging über die Brücke zurück

Das Wappen von Bern: der Bär

Dort konnte ich die Untertorbrücke sehen, worunter das Wasser gleich braun strömte.

Aber da ich neugierig war, wie es unten aussah, ging ich die vielen Treppen, die an hübschen Häuschen vorbei gingen, hinab und dachte halbwegs schon: "Oje. Die muss ich auch wieder hinauf gehen."

Im unteren Teil der Stadt wanderte ich wieder unter Arkaden. Aber hier war nichts Sehenswürdiges. Also schlenderte ich weiter, bis ich eine Strasse fand, die wieder hinauf führte.

Der Aufstieg liess mich doch einige Verschnaufpausen machen. Bald stand ich vor dem Rathaus.

An Ufer der Aare

Ich wanderte weiter durch die Strassen unter den Arkaden auf und ab. Stühle standen aufeinander gestapelt.

Ich dachte: "Wie schön und gemütlich wird es hier sein, wenn überall Terrassen sind und die Leute entspannt ihr Getränk oder Essen auf der Strasse geniessen." Ich wanderte weiter und in der nächsten Strasse fand ich den "Zytglogge"  .

Es ist das einstige Stadttor, das im 12. Jahrhundert gebaut worden war. Eigentlich ist die Stadt Bern eine "Halbinsel" in einer Schlaufe der Aare. Sie war bewusst hier gebaut worden, weil sie auf drei Seiten auf natürliche Weise vom Wasser gegen Feinde geschützt war.

Zytglogge

Nicht weit vom Bahnhof entfernt steht sogar ein "Holländerturm": Ich war achtlos daran vorbei gegangen, ohne zu ahnen, was es war.

Ich schlenderte über die Kornhausbrücke und blickte auf die Aare und die Gegend hinunter.

Wie schön musste es sein, hier bei sonnigem Wetter spazieren zu gehen.

 

Kornhausbrucke

Anschliessend schlenderte ich wieder zum Bundeshaus und entdeckte dahinter eine Drahtseilbahn, die hinab fuhr  und natürlich auch wieder hinauf.

Ich hätte mir viele Strapazen ersparen können, wenn ich vorher etwas weiter gegangen war.

Marzili Drahtseilbahn

Ich wanderte noch durch einigen Gassen und fand einen Lade, der mich wie magisch anzog:
Es war der "Lollypop". Ich konnte wählen mit der Rutschbahn hinab zu gleiten oder die Treppen hinunter zu gehen. Ich nahm die Treppe, die einer älteren Dame "würdiger" erschien. Drunten kam ich im Schlaraffenland an:

Ein süsser Duft kam mir entgegen. Für die farbigen Süssigkeiten interessierte ich mich nicht, ich suchte die schwarzen.

Bald hatte ich sie gefunden: Lakritze, und zwar die echte, alte, holländische Lakritze. Ich schaufelte von jeder Sorte etwas in den Plastiksack und fand: "Bern ist eine Reise wert."

Kilometernlangen Arkaden

Dann besichtigte ich den "Zytglogge" von der anderen Seite.
 

Da das Wetter immer noch nicht froh gesinnt war und es nicht zuliess, sich hier und dort auf eine Bank zu setzen, hatte ich bald einmal genug gesehen und beschloss, eine Stunde früher als geplant nach Hause zu fahren.

Eines war mir aber ganz klar: Für mich ist Bern eine der schönsten Städte, die ich gesehen habe. Auch die UNESCO scheint meine Meinung teilen, denn 1983 wurde Bern in das Verzeichnis der UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Ich bin mir sicher, dass dies nicht mein letzter Besuch in dieser Stadt gewesen ist.


 
Joyce